Donnerstag, 21. Juni 2007

Postmoderne


Als Postmoderne werden Tendenzen beschrieben, die Erinnerungen an frühere Stilkulturen in modernen Bauten aufzugreifen. Klassische Proportionen oder Symmetrien spielen dabei eine Rolle. Rundsäulen, Rustika-Verblendungen und Giebeldächer gehören zu den Formelementen. Hier und da gibt es Versuche einer Wiederbelebung des Ornaments.Im Kirchenbau gibt es eine Bewegung zur Resakralisierung. Sie äußert sich auf anspruchsvollem Niveau im Nachdenken über die Stellung des Altars. Daneben sorgen neu entdeckte religiöse Bedürfnisse für die Rückkehr von Buntglas, künstlerisch gestalteten und fixierten Prinzipalstücken in einem ausschließlich dem Gottesdienst vorbehaltenen Raum.
Moderne


Als Moderne kann die Vielfalt der Bauformen des 20. Jahrhunderts zusammengefasst werden, weil sie überwiegend dem Verständnis folgt, dass die Form dem Zweck, der Konstruktion und dem Material zu folgen habe. Den klarsten Zusammenhang von Form, Inhalt, Konstruktion und Material findet die Architektur in der Verbindung von hoch transparenten Stahl-Glas-Bauten mit klar gezeichneten Wandscheiben und Decken. Ansonsten ist die Moderne von einer vorher nicht gekannten Vielfalt geprägt, die eine Typologisierung schwierig macht. Im Kirchenbau gipfelte die moderne Bewegung in der Forderung nach dem Ende des Kirchenbaus, weil die Funktion der gottesdienstlichen Versammlung von einer speziellen Hülle unabhängig sei (Forderung nach dem Mehrzweckraum).Die Moderne wird gekennzeichnet durch Internationalität. Eine stilistische Unterscheidung nach Regionen ist nicht mehr möglich. Nur in Ausnahmefällen konnten sich regionale Schulen entwickeln
Jugendstil und Expressionismus (ca. 1890 - 1930)


Mit den Fortschritten in Wissenschaft und Technik zum Anbruch des 20. Jahrhunderts kam auch der Impuls, aus der Nachahmung alter Stile auszubrechen und eine neue durchgestaltete Gegenwartskunst zu entwickeln. Die neue Stilfreiheit führte zu neuen Ideen im Design und in der Dekoration, verbunden mit neuen Bautechniken in Eisenbeton, Eisen und Glas. Die Ornamentik zeigt stilisierte, flächig geschwungene und der Natur nachempfundene, aber nicht naturalistische Motive. Der Individualismus in der Kunst wird entdeckt und findet in außerordentlichen Erfindungen Ausdruck (Expression). Dazu gehören Stilgruppen wie der Kubismus.In Österreich spricht man in diesem Zusammenhang vom "Sezessionsstil".
Klassizismus, Historismus und Eklektizismus in Deutschland, Österreich und Schweiz (ca. 1780 - 1900)

Der Bürger wird zum Kulturträger und dabei tritt auch der Kirchenbau aus seiner führenden Rolle ab. Die Suche nach klassisch demokratischen Werten führt zum künstlerischen Klassizismus, der sich an den Idealen der klassischen Antike orientiert, jetzt aber mit moderner Bautechnik verbunden werden kann.Kennzeichen des Klassizismus sind seine stadtplanerische Orientierung. Kirchen werden zu Zielpunkten im achsialen System und verzichten auf die Ostung. Dies unterstützt ein einzelner Turm bzw. eine Kuppel. Die klassischen Formen erscheinen im Klassismus hell, schlank und scharf geschnitten.Der Historismus als eigene Stilepoche übt die Nachahmung und Steigerung der klassischen Kirchenstile Romanik, Gotik, Renaissance und Barock. Er heißt Eklektizismus, wo eine mehr oder weniger willkürliche Mischung aus verschiedenen Stilzitaten zusammentritt. Vor allem im Kirchenbau dominiert die Orientierung an den Kirchenstilen Gotik und Romanik
Barock (ca. 1600 - 1780)

Das Barock entstand parallel zum absolutistischen Anspruch der Fürsten im Zusammenhang der Bestrebungen der römischen Kirche, die geistige Führung in Europa wiederzugewinnen. Im Rahmen der Gegenreformation symbolisierten die barocken Kirchenbauten das gewünschte theologische Weltbild. Sie zeigen mit ihrem Formenreichtum die weltliche Macht der Kirche und versinnbildlichen den Gang in die Kirche als Weg in den offenen Himmel, wie er im Fresko an der Decke dargestellt wird.Gestalterisch wurden die Formen der Renaissance vielfältig bereichert, durch Bewegung, Kurvierung, Überformung und Glanz. Im Raum wird vielfach trotz der liturgisch begründeten Grundform als Langbau die Vereinheitlichung um ein Zentrum gesucht. Dazu dient die Überkuppelung der Vierung, die Verbreiterung, die Querorientierung der Seitenschiffe als Wandkapellen. Die Verspieltheit und Fülle der Dekoration in Stuck und Holz steigert sich zum Rokoko (von "Roncaille": die typische florale Ornamentik).Formal ist das Barock zu erkennen an Kurvierungen, bewegten Grund- und Aufrissen wie auch Fensterumrahmungen und Gesimsen. Viel Stuck wird verarbeitet, Putten und andere Figuren werden durch einen floralen Teppich ornamentiert.


Renaissance (ca. 1500 - 1600)

Nach dem Überschwang des gotischen Vertikalismus entstand im italienischen Raum der Wille zurückzukehren zu den nüchternen Prinzipien der Antike. Die Wiedergeburt (Rinascimento, Renaissance) des antiken Stilprinzips suchte man parallel zum entstehenden Humanismus in idealen Maßproportionen, orientiert am menschlichen Maß. Formal sah man das in den klaren Säulenordnungen der Antike verwirklicht. Räumlich gewann der Zentralbau an Bedeutung, der sich nicht nach vorn und oben auf das Transzendente richtet, sondern den Menschen umschließt. Die Decken sind kassettenschwer und im Idealfall findet dieser Raum in einer Kuppel seine Abrundung.Formale Zeichen der Renaissance sind Säulen, Pilaster und Architrave mit den klassischen Säulenordnungen. Fenster werden ohne Bogen rechteckig geschlossen und dekorativ verdacht. Alle Teile erscheinen mit wandhaftem Gewicht, sie sind noch nicht so bewegt wie im Barock und noch nicht so grazil wie im Klassizismus. Den Manierismus der ausgehenden Renaissance prägt ein spielerischer Umgang mit den klassischen Elementen.
Gotik in Deutschland mit Österreich und Schweiz (ca. 1300 - 1600)

Den Namen hat die Gotik von späteren Kritikern in Italien, den unbändig emporstrebenden Drang der gotischen Architektur mit ihrem Bild von unzivilisierten nördlichen Völkerschaften als "gotisch" bezeichneten. Die Gotik ist tatsächlich der erste Baustil, der völlig neu und eigenständig nördlich der Alpen entwickelt wurde. Beginnend in Frankreich im 12. Jh. breitete er sich über ganz Europa aus und wirkte am längsten in England fort.Formal wirksam wird in der Gotik ein Interesse, die Wand und ihr Volumen aufzulösen in ein lichtes Skelett, das den Blick nach oben in den Himmel führt. Diesem Ziel dient der im Scheitel nicht zurückkehrende Spitzbogen, der gleichzeitig eine freie Anpassung der Scheitelhöhen erlaubt. Die Wände treten hinter aufstrebenden Diensten und Dienstbündeln zurück. Die immer größeren Fenster verdrängen die Wandfläche weitgehend. In der Tiefe wird die Wand durch Zweischaligkeit aufgelöst (z.B. Fenster und Arkatur mit dazwischenliegendem Laufgang). Für die Stabilität werden außenliegende Strebewerke nötig, die durch spitze Fialen zusätzlich beschwert werden. Türme steigen aus dem Baukörper heraus.In Deutschland mit dem Habsburger Einflussbereich und der Schweiz verdrängen die Fenster die Wand nicht ganz. Neben einigen herausragenden Bauten im Stil der französischen Kathedralgotik wird in der Breite wandhaft gebaut, Hallen- oder Saalkirchen ohne Strebebögen und seltener mit vom Boden aufsteigenden Diensten.
Romanik (ca. 1000-1250)

Ihren Namen hat die romanische Baukunst davon, dass sie in Beziehung zur Bautradition Roms gesehen wurde. Dennoch ist die Romanik der erste eigenständige Baustil des nachantiken Mitteleuropa. Säulen, Kapitelle, Rundbögen und Gewölbe werden nun aber eigenständig komponiert. Große Bauvolumen entstehen durch die Addition einfacher Volumen, vor allem durch aneinandergesetzte Hausformen, runde und oktogonale Türme, Apsiden und Westwerk. Es wird voluminös und wandhaft gestaltet, Säulen und Schmuckformen erscheinen gedrungen und teilweise gestaucht bis hin zur Zwerggalerie zwischen Gewölbeansatz und Traufe. Die basilikale Anlage wird zum Chor mit Umgang und Kapellenkranz und Mehrschiffigkeit gesteigert und folgt teilweise ausgeklügelten Maßsystemen mit Stützenwechsel. Neu ist die Einwölbung der ganzen Kirche einschließlich des Langhauses.Formale Kennzeichen sind das additive Kompositionsprinzip, der halbrunde Bogen, Detailformen wie Würfelkapitell, Rundbogen-, Zahn- und Würfelfries. Wände werden gegliedert durch Dienste oder Blendarkaturen.

Frühchristliche Kirchen (ca. 0 - 500 n.Chr.)

Das erste Christentum entstand außerhalb der verfassten Strukturen und Räumlichkeiten von Religion und Staat. Aus den Synagogen gewiesen und von der römischen Obrigkeit verfolgt konnten sich Christengemeinden nur in privaten Räumen und an gelegentlichen Orten versammeln. Das entsprach auch dem theologischen Grundimpuls Jesu, der die Ortlosigkeit und den Verzicht auf materielle Güter lebte.Erste Spuren christlichen Bauens wurden in orientalischen Hauskirchen gefunden. Zum Kirchenbau kam es erst mit der staatlichen Wende zum Christentum unter Konstantin ab dem 4. Jh. Jetzt wurde das Bauen des römischen Imperiums in dessen Formen an den urchristlichen Stätten betrieben. So entstanden die ersten repräsentativen christlichen Kirchen. Vorhandene Räume wurden christianisiert. Aus der römischen Tradition stammen die gerichteten lichten und weiträumigen Basiliken.Ein weiterer Strang frühchristlichen Bauens entwickelt sich aus dem Mönchtum mit seinen klösterlichen Anlagen, teilweise einsam in der Wüste gelegen. Hieraus stammen die kleinen überkuppelten additiven Raumstaffelungen, die die östliche Bautradition geprägt haben.Formale Kennzeichen frühchristlichen Bauens sind - wenn vorhanden - die übernommenen Formteile aus der klassisch-römischen Antike: Säule, Kapitell und Gebälk. Die Fenster sind klein.